Jonas Jenzer -66kg 5. Platz
29.07.2013
Jonas ist im Moment ziemlich nervös und benötigt mehr Selbstvertrauen. Physisch und technisch ist er besser vorbereitet als an der WM in Venezuela letztes Jahr.
Jeden Morgen gehen wir joggen und trainieren Judoabläufe als tägliche Koordinationsübungen. Von 11.00-12.30 gehen wir ins Fitnesscenter, um die Muskeln aufzuwärmen. Am Abend besuchten wir den Shun Judo Club in Sofia, wo viele Bulgarische Nationalteams trainieren. Wir nahmen von 19.00-21.45 am Training teil. Der Trainer, SvilenSkerlev, war Bulgarischer Meister und gewann einige Medaillen im Europacup. Im Training waren viele sehr gute Judokas, zum Beispiel Gerchev Yanislav (23), welcher 2011 Europameister U23 war. Für Jonas war das ein tolles Erlebnis, welches ihm noch mehr Motivation und Konzentration verlieh.
30.7.2013
Wir durften nochmals ins Training in den Shun Judo Club. Wir bedanken uns herzlich bei Svilen Skerlev, dass er uns in seinem Dojo trainieren liess mit seinen Athleten. Morgen und übermorgen werden wir in der National Sports Academy trainieren, wo auch die Judowettkämpfe der Deaflympics stattfinden werden.
We are very much looking forward to train with top fighters of Bulgaria.
Wettkampftag Judo -66kg
6:30 Frühstück
7:15 Verlassen Grand Hotel Sofia
7:45 Ankunft bei der Wettkampfhalle (National Sport Academy)
8:10 Beginn Aufwärmen und Vorbereiten
9:00 Start der Wettkämpfe
Äusserst konzentriert und bestens vorbereitet startet Jonas in den ersten Kampf gegen Beishenkulov Maksat (Kyrgistan). Jonas attackiert von Beginn an und kann Beishenkulov bereits nach 30 Sekunden mit einem brillianten Seoinage (Schulterwurf) Ippon werfen (volle Punktzahl und Kampfende)!
Im zweiten Kampf trifft er auf Kostenko Ivan aus der Ukraine. Jonas bewegt sich sehr gut und bleibt seiner Wettkampftaktik treu. Noch vor Ablauf der ersten Minute wirft er Kostenko mit Taiotoshi (Handwurf) ebenfalls Ippon!
Nächster Kampf – Halbfinal gegen den russischen Judoka Magomedilaev Murad, Silbermedaillengewinner an den Weltmeisterschaften der Gehörlosen in Venezuela 2012.
Mit grösster Konzentration geht Jonas auf die Matte, mit dem klaren Ziel vor Augen, umzusetzen für das was er hart trainiert hat. Der Kampf beginnt, Magomedilaev sowie Jonas greifen rechts. Jonas kämpft taktisch sehr geschickt und der Russe kann seine Techniken wie Seoinage, Sode-Tsurikomigoshi und Uchimata (Schulter- und Hüftwürfe) nicht ansetzen. Magomedilaev ist ein sehr starker und routinierter Kämpfer und er hat sich sehr gut auf die Begegnung gegen Jonas vorbereitet. Immer wieder greift er mit Uchimata (Hüftwurf) an und es gelingt ihm, Jonas bei einer kurzen Unaufmerksamkeit (vorwärts Bewegung rechts) zu attackieren. Jonas blockiert und versucht zu kontern. Magomedilaev setzt fort und kann Jonas mit Makikomi (Einrolltechnik) zu Fall bringen, welches vom Kampfrichter mit Waza-Ari (halbe Punktzahl) bewertet wird. Jonas gibt sich nicht geschlagen, greift weiter an – beide Kämpfer geben ihr Bestes und liefern sich einen packenden Kampf. Nach Ablauf der Kampfzeit muss sich Jonas leider mit der Waz-Ari Wertung in diesem Halbfinal geschlagen geben.
Enttäuscht nach diesem Ausgang gilt es nun, sich auf den Kampf um die Bronzemedaille vorzubereiten. Nach 3 Stunden Unterbruch starten endlich die Kämpfe um die dritten Plätze.
Jonas kämpft gegen den Koreaner Jung Jongwook und er startet sehr gut. Nach 25 Sekunden unterbricht der Kampfrichter. Der Kampf wird fortgesetzt, Jonas bewegt sich sehr gut und wir sind überzeugt: YES, he can! Dann verliert Jonas für einen kurzen Augenblick die Kontrolle der rechten Schulter des Gegners. Der Koreaner nutzt die Gelegenheit, und es gelingt ihm mit Eri-Seoinage (Schulterwurf) rechts anzugreifen. Jonas reagiert gut, kann sich mit einer Hand auf der Matte abstützen – jedoch nicht ausreichend dagegen halten und landet auf dem Rücken. Der Kampfrichter wertet Ippon (volle Punktzahl) und Kampfende.
Schwer enttäuscht verfolgen wir die verbleibenden Kämpfe bis zur Siegerehrung. Jonas Jenzer beendet die Deaflympic 2013 in Sofia auf dem ausgezeichneten, aber eben auch undankbaren 5. Schlussrang.
Das Turnier erfolgte auf hohem Niveau mit starken Wettkämpfern, einige davon auch Europacup- und Weltcup Medaillengewinner.
Wir bedanken uns herzlich beim Schweizerischen Gehörlosensportverband SGSV, bei den Schweizer Gehörlosenathleten, JJJC Spiez, Judo Team SC Nippon Bern, Sergei Aschwanden (Internat. Judolager Fiesch), HIKU Budo-Sport AG Bern, dem Bulgarischen Judo Nationalteam und allen, die uns unterstützt und begleitet haben.
Ein grosses Kompliment geht an Jonas! Seine vorbildliche Trainingseinstellung und Vorbereitung auf diesen Grossanlass darf für viele Jugendliche als Beispiel genommen werden. Er arbeitete tagsüber hundertprozent als Metallbauer und absolvierte dabei täglich das volle Trainingsprogramm im Dojo und Kraftraum. Dies bedingt eine sehr grosse persönliche Leistungs- und Einsatzbereitschaft, welche nicht jedermann bereit ist einzugehen. Aufgeben und sich beklagen ist einfach, aber es zeugt von Stärke seinen Weg zu gehen und alles daran zu setzen, sein Ziel zu verwirklichen.
BRAVO Jonas und herzliche Gratulation – gib niemals auf, es geht immer weiter!