Heute wurden die Luftgewehre für die Rückreise eingemottet, denn die zweite Woche der Europameisterschaften stehen ganz im Zeichen der Kleinkaliberwettkämpfe. Das launische Moskowiter Wetter zeigte sich dabei von seiner schlechteren Seite: Beim Dreistellungsmatch der Herren wurde die Qualifikation bei garstigem Wetter, eisigen Temperaturen und viel Wind ausgetragen. Doch hatten dabei alle neun Teilnehmer dieser mit denselben äusseren Umständen zu kämpfen. Thomas Mösching – seines Zeichen bekannt für aussergewöhnliche Leistungen bei widrigen Bedingungen – versuchte natürlich einen Platz im Finaldurchgang der besten sechs zu ergattern.
Seinem Naturell entsprechend legte er gleich los wie die Feuerwehr. Schnell und präzise feuerte er die 120 Schuss kniend, liegend und stehend ab. Und während er sich zwischenzeitlich sogar eine Schiesspause von 15 Minuten leisten konnte, um sich im inneren der Anlage aufzuwärmen, haderten seine Kontrahenten weit mehr mit den meteorologischen Schwierigkeiten. Bald war klar, dass Thomas den Final erreichen würde; dabei untermauerte er seine Ambitionen auf Edelmetall mit Rang zwei. Jedoch kam – mit Blick auf die Vergangenheit – jeder der Finalisten als potentieller Europameister in Frage, die Leistungsdichte war enorm.
Da die Ausmachung der Medaillen in einer Halle stattfand, konnten weder Wind noch Wetter als Ausreden für schlechte Schüsse herhalten. Wie erwartet lag das Feld dabei lange Zeit nahe beieinander: Niemand konnte sich im Kniendanschlag absetzen, keiner verlor viel Terrain im Liegendschiessen. So lagen die sechs Schützen nach 30 Treffern innerhalb von drei Punkten. Die Zuschauer konnten sich also auf eine ultraspannende Entscheidung im stehenden Anschlag freuen. Thomas legte sogleich exzellent vor, er kämpfte sich bald gar an die Spitze des Tableaus, währenddessen Gegner für Gegner eliminiert wurde. Als die langersehnte Medaille sichergestellt war, lag er immer noch vorne, der Titel zum Greifen nahe. Daraus wurde zwar leider nichts, nichtsdestotrotz stellt der zweite Rang eine famose Leistung dar. Eine verdiente Silbermedaille, die Thomas seiner bereits kolossalen Sammlung hinzufügen kann. Die Gelegenheit, mit noch mehr Zusatzgepäck nach Hause zu reisen bietet sich am Wochenende im Liegendmatch. Zuvor stellt sich Jungschützin Fiona – nach einem freien Tag – ihrerseits der Kleinkaliberkonkurrenz.